Es war einmal der Präsenzunterricht mit der Frontalbeschallung… dieses Konzept wurde einst durch die alten Sumerer um 4.000 v. Chr. eingeführt. Wirkliche Quantensprünge hat es oberflächlich betrachtet in der Vermittlungsmethodik im schulischen Kontext seit dieser Zeit kaum gegeben. In der beruflichen Ausbildung - zum Teil auch im Studium - rücken bereits praxisbezogene Inhalte mehr und mehr in den Vordergrund und ermöglichen die Verankerung des Gelernten, durch die praktische Umsetzung und den persönlichen Nutzen für den Lernenden.
Im Berufsleben lernen wir dann meist on-the-job: aus unseren eigenen Erfahrungen bzw. von und mit unseren Kollegen. Klassische Qualifizierungsmaßnahmen (Trainings und Workshops) flankieren die Weiterentwicklung der Mitarbeiter, jedoch werden diese Impulse oft als „notwendiges Übel“ angesehen, da sie meist genau dann stattfinden, wenn sich die Aufträge türmen, sich ein wichtiges Meeting an das nächste reiht oder die Hütte wieder am Brennen ist. Die Folge ist, dass der Fokus der Teilnehmer dann nicht mehr im Training ist, sondern bei den Aufgaben die liegen bleiben, was dann dazu führt, dass die Lerninhalte nicht aufgenommen werden können und das Training Wirksamkeit verliert.
In unserem privaten Bereich nutzen wir für unsere aktuellen Probleme und Herausforderungen oft digitale Lernmethoden wie z.B. die „Youtube-University“, die für fast alles auf Knopfdruck und hochflexibel ein Tutorial hat. Eine Interaktion mit dem Referenten oder Content-Ersteller ist – wenn überhaupt - nur zeitverzögert möglich, sodass hier oft Fragen offenbleiben.
Hybride Trainingskonzepte
In hybriden Trainingskonzepten werden die Vorteile des Präsenztrainings und die des digitalen Trainings miteinander kombiniert. Die Teilnehmer erhalten zeitliche Flexibilität durch die individuelle Bearbeitung ihrer Aufgaben und digitalen Trainingspakete in den dafür konzipierten Zeitslots. Reflexionen, Vertiefungen, Gruppenarbeiten und ggf. noch offene Fragen werden dann aufbauend in den gemeinsamen Live-Sessions mit dem Trainer erarbeitet, die als Präsenztermin oder auch als Webinar gestaltet werden können.
Damit dieses Konzept die volle Wirksamkeit und Nutzen für die Teilnehmer entfalten kann, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Trainingselemente und die Interaktion zwischen Trainer und Teilnehmern, auf die Rahmenbedingungen des Trainings (Ziele, Teilnehmer, Zeitrahmen, …) abgestimmt sind.
Trainingselemente (Content-Vermittlung)
Zur Vermittlung von Inhalten können verschiedene Methoden eingesetzt werden, mit denen wir unter anderem unterschiedliche Lerntypen (nach Frederic Vester) antriggern.
Der auditive Typ nimmt Inhalte akustisch auf und verarbeitet diese dann für sich weiter. Er muss Hören, um das Wissen greifbar zu machen. Neben dem gesprochenen Wort ist auch Lesen für den auditiven Lerntyp ein probates Mittel, da sich Menschen das geschriebene Wort selbst vorlesen, was die Vermittlung wieder auditiv macht.
Visuelle Lerntypen nehmen Inhalte durch Sehen auf und für diese sind Bilder und Farben notwendig, um Inhalte für sich selbst zu verknüpfen und in den Kopf zu bekommen. Demonstrationen und Videos sind weitere Mittel, um diesen Lerntypen zu unterstützen.
Der kinästhetische oder auch haptische Typ lernt am meisten durch das eigene Tun, das Umsetzen, das Spüren, aber auch schon durch das Schreiben oder einfache Praxis-/ Gruppenaufgaben.
Der kommunikative Lerntyp lernt am besten durch die Interaktion mit anderen. In der Diskussion werden die notwendigen Impulse gesetzt, um das neue Wissen permanent verfügbar zu machen.
Wichtig zu wissen:
alle Lerntypen sind in individuell unterschiedlichen Ausprägungen in uns Menschen vorhanden.
die Kombination unterschiedlicher Lern- und Wahrnehmungsformen führt zu einer Verstärkung des Wissenstransfers.
Durch die richtige Mischung aus Gruppen- und Individualarbeiten wird bei den Trainingselementen sichergestellt, dass jeder Trainingsteilnehmer ins aktive Tun kommt und der Austausch und die Reflexion in der Gruppe stattfindet.
Die virtuellen und digitalen Elemente der Trainingsgestaltung ermöglichen es den Teilnehmern sich die Inhalte frei einzuteilen und bei Bedarf zu wiederholen, was zusätzliche Sicherheit schafft. Auch bei den Webinaren und die Videokonferenzen besteht nach Absprache die Möglichkeit, diese aufzuzeichnen und im Nachgang zur Verfügung zu stellen, sodass Content einfach nachgeschärft werden kann.
Die Präsenzveranstaltungen besitzen den großen Vorteil, dass bei richtiger Planung alle Lerntypen direkt angesprochen werden und eine wirkungsvolle Verknüpfung zwischen dem Gelernten und dem Erlebten hergestellt wird, die den Wissenstransfer unterstützt.
Der Trainer ist bewusst nicht bei allen Einheiten direkt greifbar, da selbst erarbeitete Verknüpfungen zwischen dem Gelernten und dem eigenen Arbeitsbereich meist besser im Kopf bleiben und so die Angst vor der Umsetzung sinkt. Dennoch gibt es Inhalte, die aktiv trainiert und im Training erarbeitet werden müssen, bzw. die durch den Trainer nachgeschärft werden. Ziel für den Trainer ist es zwischen den Teilnehmern und ihm ein ideales Nähe-Distanz-Verhältnis aufzubauen, das Raum für Lernerlebnisse gibt und parallel die Teilnehmer nicht mit den neuen Inhalten alleine lässt.
Kommunikation in hybriden Trainingskonzepten
Da der Trainer nicht immer greifbar ist, ist es wichtig Kommunikationskanäle für die Teilnehmer einzurichten, die den Teilnehmern die Möglichkeit geben, ihre offenen Themen und Fragen auch abseits der Präsenztermine zu platzieren. Dies kann sowohl direkt, über Telefon oder Mail erfolgen, aber auch in gezielt installierten Q&A-Blöcken, in denen der Trainer die Teilnehmer unterstützt. In diesen Blöcken werden bewusst keine neuen Inhalte vermittelt, sondern lediglich nachgeschärft.
Vorteile des hybriden Konzepts
Hohe Transferleistung und Trainingsintensität
Skalierbar und standardisierbar
Zeitliche Flexibilität der Teilnehmer
Mehr Eigenverantwortung für die Teilnehmer
Digitale Inhalte können beliebig oft wiederholt werden
Gelerntes kann vor den Live-Sessions verifiziert werden
Bessere und gezieltere Fragen – Formulierung ohne Zeitdruck
Eigene Ideen werden generiert und Praxisnähe entsteht
Durch die unterschiedlichen Lernmethoden werden alle Lerntypen der Teilnehmer angesprochen und so die Inhalte stärker verankert
Der Trainerfokus liegt mehr auf dem Feinschliff der Inhalte als auf der Vermittlung der Grundlagen
Höhere Wirksamkeit und Effizienz
Die hybriden Trainingskonzepte werden in unterschiedlicher Ausprägung mehr und mehr Einzug in unser Leben halten und so das Wissen in unserem Unternehmen in die Wirksamkeit bringen. Richtig umgesetzte Konzepte bestechen durch Flexibilität, Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit in der Umsetzung, bei einem hochwirtschaftlichem Aufwand-Nutzen-Verhältnis.
Comments